Boehringer Ingelheim Preis für Geisteswissenschaften
Die Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften vergibt am 12. Mai 2022 zum ersten Mal die „Boehringer Ingelheim Preise für Geisteswissenschaften“, einen 1. und einen 2. Preis in Höhe von 10.000 bzw. 6.000 Euro. Die Preise werden künftig alle zwei Jahre verliehen.
Die Geisteswissenschaften sind unentbehrlich für das Nachdenken über Grundfragen unserer Gesellschaft. Die neu geschaffenen Preise sollen sie deshalb noch stärker als bislang in den Fokus stellen. Sie wollen zugleich Motivation für den Nachwuchs in den Geisteswissenschaften sein.
Zum Auftakt des Preises ehrt die Stiftung einen Autor und eine Autorin, deren Arbeiten sich durch herausragende wissenschaftliche Qualität sowie durch einen internationalen Blick und fächerübergreifende Analyse auszeichnen. Beide zeigen auf eindrucksvolle Art, welch wichtige Rolle die Geisteswissenschaften in unserer Gesellschaft spielen können. Insbesondere in Zeiten, die von Umbrüchen, Unsicherheiten und Konflikten geprägt sind, können sie vielschichtige Analysen und Perspektiven, Einordnungen und Denkanstöße bieten. Beide Arbeiten förderte die Stiftung bereits mit einem Druckkostenzuschuss.
Die Verleihung findet aufgrund der Corona-Pandemie in kleinem Kreis statt. Ein Festvortrag der Publizistin Dr. Franziska Augstein zum Thema „,Wirtschaft, Horatio!‘: Vom Buch, seinem Nutzen und seiner Zukunft“ rundet die Preisverleihung ab.
Hier finden Sie die vollständige Pressemitteilung als PDF.
Die Preisträger 2022
1. Preis: Dr. Lars Kreye
Dr. Lars Kreye erhält den 1. Preis für seine Dissertation „,Deutscher Wald‘ in Afrika. Koloniale Konflikte um regenerative Ressourcen, Tansania 1892–1916“, erschienen 2021 bei Vandenhoeck & Ruprecht in der Buchreihe Umwelt und Gesellschaft.
Lars Kreye untersuchte aus der Perspektive der Kolonial-, Umwelt- und Sozialgeschichte die Bewirtschaftung des Waldes in Tansania durch die deutsche Kolonialmacht. Seine vielschichtige Analyse weist dabei wesentliche Parallelen zu aktuellen Diskussionen auf. Er analysiert die durch Abholzung, Brandrodung und Waldschutz verursachten sozialen und ökologischen Konflikte und wie sich diese lokal wie international auswirkten. Die hochinnovative Arbeit beleuchtet das Thema umfassend aus unterschiedlichen Blickwinkeln und argumentiert dabei stringent und konzise. Sie hat das Potential zu einem Referenzwerk zu werden.
Lars Kreye studierte an der Universität Bielefeld Geschichte und Sozialwissenschaften für das Lehramt an Gymnasien und absolvierte seine Promotion im Graduiertenkolleg „Interdisziplinäre Umweltgeschichte“ der DFG. Nach dem 2. Staatsexamen in Geschichte und Politik-Wirtschaft sowie der Zusatzqualifikation für den bilingualen Unterricht in Englisch unterrichtet er seit 2012 am Hölty-Gymnasium in Wunstorf. Für seine pädagogische Arbeit wurde er 2019 von der Henning von Burgsdorff Stiftung ausgezeichnet. Seit 2021 bildet Lars Kreye auch Studienreferendarinnen und referendare aus. Die Universität Göttingen promovierte ihn 2018 für die nun ausgezeichnete Arbeit.
2. Preis: Assistenzprofessorin Dr. Dariya Manova
Assistenzprofessorin Dariya Manova erhält den 2. Preis für ihre Dissertation „,Sterbende Kohle‘ und ,flüssiges Gold‘. Rohstoffnarrative in der Populärliteratur und Publizistik der deutschen Zwischenkriegszeit“, erschienen 2021 im Wallstein-Verlag.
Dariya Manova hat aufgedeckt, dass Rohstoffe wie Öl und Kohle in der Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg zu einem Leitmotiv in Literatur und Publizistik wurden. Dabei spielte die Sorge um die langfristige Energieversorgung eine zentrale Rolle. Aber auch die deutsche Niederlage im 1. Weltkrieg wurde mit der ungleichen Verfügbarkeit der Ressourcen zwischen den Kriegsnationen erklärt. Dariya Manova hat untersucht, wie der Diskurs über endliche Rohstoffe die Programme der Buchverlage und den Pressemarkt prägte – mit z. T. verblüffenden Parallelen zu heute – und wie er die Gestalt populärer Sachbücher, Biografien und Zukunftsromane beeinflusste. Die klug argumentierende Arbeit verknüpft dazu Geschichts- und Kulturwissenschaften und beeindruckt durch ihre Originalität.
Dariya Manova studierte deutsche Literatur und Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin. Für ihre 2019 abgeschlossene Dissertation forschte sie auch an der Universität in Berkeley, USA. Im Anschluss war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Vertretung der Juniorprofessur für Methoden der Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität sowie Junior-Fellow in der DFG-Forschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“ an der Universität Hamburg. Seit Februar 2022 ist sie Tenure Track-Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Ihre nun ausgezeichnete Promotion erhielt auch den Scherer-Preis der Richard M. Meyer Stiftung.

(Stand: 16.05.2022)
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